Der Tour de Suisse Tross bahnt sich seinen Weg durch die Schweiz und mit ihm die Bewunderung und das Erstaunen darüber, wie fit und ausdauernd die Athleten sind. Da kann der ein oder andere schon mal resignieren und für sich die Entscheidung treffen, dass man ein abgestimmtes Ausdauertraining den Profis überlässt und selbst bei der nächsten Fahrrad- oder Joggingrunde einfach so viel gibt, dass man hinterher ausgepowert ist. Mit der Zeit wird die Ausdauer sich ja wohl dann steigern... Kann man so machen, ist aber oft mit Frust verbunden, da die Quälerei immer die selbe bleibt und eine Steigerung nur im Mü-Bereich erkennbar ist.
Eine einfache Standortbestimmung der eigenen Belastungsgrenzen, das Wissen darum, wie schnell oder wie gleichmässig sich meine Herzfrequenz steigert bei Anstrengung und die Erkenntnis wie es um die eigene Erholungsfähigkeit steht, kann richtig interpretiert, zu einem effektiveren und somit freudigeren Ausdauertraining führen. Viele Hobbysportler trainieren das ganze Jahr hindurch ohne viel Abwechslung. SIe laufen die übliche Runde, strampeln immer den gleichen Berg hinauf und quälen sich immer wieder an den selbsen Stellen. Manche werden gar langsamer oder mögen nicht mehr die lange Strecke bewältigen obwohl sie doch so viel trainineren. Wichtig ist, dass ich weiss bei welchem Puls ich trainieren muss. Das ist abhängig von der Ausgangssituation. Ist jemand schon trainiert oder fängt er erst an? Gibt es ein Ziel wie einen Lauf oder eine Strecke? Bei regelmässigem Training ist zudem wichtig, immer wieder neue Reize zu schaffen wie Bergsprints, Steigerungsläufe oder auch ein zusätzliches Krafttraining. Ist die Erholung zu langsam und regeniert der Körper nicht richtig, kann es sein, dass der nächste Trainingsreiz zu früh gesetzt wird und statt die Leistung zu steigern, ein Leistungsabbau stattfindet. Es gibt viele verschiedene Arten die Ausdauer zu messen. Auf dem Ergometer, dem Laufband, draussen auf der Bahn, mit Ausbelastung oder sanfter ohne. Dabei können verschieden Messdaten gesammelt und mit den Ergebnissen ein optimaler Trainingsplan empfohlen werden. Das macht Sinn für alle Leistungsbereiche. Kommen Sie an unseren Stand am DIenstag, den 18.6. in Arlesheim oder Mittwoch, 19.06 in Münchenstein. Wir zeigen Ausdauertests und beraten Sie gerne bei Trainingsfragen.
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In der Therapie sehen wir häufig Patienten nach Unfällen oder mit Schmerzsyndromen, die auf alte Traumata zurückgeführt werden können. Viele Bagatellunfälle wie das Umknicken des Sprunggelenks oder ein kleinerer Fahradsturz werden nur erstversorgt und nicht therapiert. Dennoch kann man noch Jahre später einen Kraftverlust oder eine Bewegungseinschränkung an der betroffenen Seite feststellen. Mögliche Folgen können hartnäckige Blockaden oder rezidivierende Rückenschmerzen sein. So kann ein Sturz auf das Handgelenk längerfristig auf die Halswirbelsäule und die Schultern auswirken und dort Störungen verursachen. Natürlich kann dementsprechend nicht jeder Bagatellunfall in einer kostenintensiven Therapie enden, aber bei immer wiederkehrenden Beschwerden sollte man unbedingt die alten Unfälle und die Behandlung danach betrachten. Viele Rehabilitationen enden, wenn der Patient im Alltag zurecht kommt und gerade einmal genügend Kraft besitzt, um seine täglichen Anforderungen zu bewältigen. Tauchen zu Beginn der Reha Komplikationen auf, reichen die genehmigten Sitzungen unter Umständen nicht einmal für einen adäquaten Kraft- und Belastungsaufbau. Am Ende jeder klassischen Rehabilitation steht die Schnell- und Reaktivkraft. Wird diese vergessen oder vernachlässigt, fehlt ein essentielles Puzzleteil. Die Reaktivkraft sorgt dafür, dass man auf plötzliche äussere Einwirkungen vorbereitet ist wie ein unerwartetes Bremsen des Busses oder ein Fehltritt beim Wandern. Hier lauert die Ursache für neue Verletzungen oder Traumata. Wer also nach scheinbar ausgeheilten Unfällen immer wieder Probleme bekommt oder sich die Kraft nicht richtig aufbaut, sollte unbedingt an der Reaktiv- und Schnellkraft arbeiten.
Wichtig ist darüber hinaus, eine Rehabilitation mit genauen Kraft- und Bewegungsmessungen zu begleiten. Der Idealfall herrscht, wenn der Patient auf Daten zurückgreifen kann aus Zeiten, in denen er beschwerdefrei war. So fischt man nicht im Trüben Gewässer, sondern kann auf realistische Messergebnisse zurückgreifen. Deshalb verlassen wir uns neben unserer persönlichen Erfahrung auf computergesteuerte Mess- und Trainingsverfahren. Die Trainingssteuerung wird digital aufgezeichnet und überwacht, so dass Kraftentwicklung und Bewegungsverbesserungen objektiv nachvollziebar sind. Trainingsblockaden oder mangelnder Fortschritt werden schnell erkannt und optimal analysiert. Dadurch lassen sich Lücken und Versäumnisse in der Rehabilitation vermeiden und neuen Traumata vorgebeugt.
Legen wir den Fokus auf das Gleichgewicht und frühkindliche Reflexe, die eigentlich nicht mehr relevant sein sollten. Betrachten wir den Zusammenhang zwischen Balance, Lernen, Reflexe und Sport. Das zentrale Organ für Bewegung ist das Gleichgewichtsorgan, das Labyrinth, im Ohr. Dieses ist direkt nerval verschaltet mit den Augen, dem Kleinhirn und den Rezeptoren in der Peripherie, die uns die Stellung unseres Körpers melden, Proprioception genannt; hier vor allem mit denen im Nacken. Diese Schaltkreise sind angelegt von klein an und müssen, damit sie optimal funktionieren aber benutzt und trainiert werden. Nur dann werden die Schaltkreise schneller und effektiver. In der Neurophysiologie spricht man von „use it or loose it“. Sind die Strukturen zu langsam oder ungenügend vernetzt, haben wir Mühe mit dem Gleichgewicht und der Bewegung, sowie der Wahrnehmung von uns selbst und dem Raum. Funktioniert eines der Sinne nicht optimal, sind die anderen aber in der Lage, dies zu kompensieren. Fördert man eines der Organe gezielt, hat man immer positive Effekte auf die anderen im Schaltkreis. So sehen wir bei der Neurphysiologischen Entwicklung immer eine Verbesserung der Augen, obwohl wir mit geschlossenen Augen das Gleichgewicht beüben. Kinder mit Lernschwierigkeiten haben sehr häufig Probleme innerhalb dieser Schaltkreise. Wenn sie sich oder den Raum nicht genügend wahrnehmen, haben sie tatsächlich häufig Mühe mit rechts und links oder mit Reihenfolgen (Malrechnen, Wochentagen, Aufgaben erledigen), Potenzieren oder mit Richtungen erkennen (Zahlen und Buchstabendreher). Häufig ist die Sehfähigkeit der Augen zwar gut, aber die Motorik ist gehindert. So können sie schlecht die Linie halten beim Lesen, überspringen ganze Wörter oder Endungen und können manchmal ungenügend akkommodieren in die Weite und dem Nahen (abschreiben von der Tafel). Warum kann der Junge aber einen Salto und nicht rechnen? Warum ist das Mädchen ein Basketballtalent und macht mehr Fehler im Diktat als es Wörter hat? Wenn wir genau hinschauen, kompensieren diese Kinder hervorragend ihre Defizite in der Balance oder machen sich manches, was eigentlich ein Defizit wäre zu Nutze. Häufig haben auch genau diese Kinder Mühe still zu sitzen. Ihr Gleichgewichtsorgan, das Labyrinth gibt nicht genügend Informationen, so dass die Kinder auf die Propriozeption zurückgreifen. Das heisst, sie bewegen sich fortlaufend, um genügend Input von der Peripherie zu erhalten. So können sie sich stabilisieren, ihren Körper besser wahrnehmen und im Raum einordnen. Stillsitzen und stehen ist die höchste Leistung vom Gleichgewicht, so wie langsam Fahrradfahren viel schwieriger ist als schnell. Genügen die Informationen des Labyrinth nicht, zappeln und rennen die Beschriebenen schier unermüdlich, sie trainieren somit ihren Körper auf und werden zu richtigen Bewegungstalenten weil sich in der Bewegung wohl fühlen. Wenn der Junge den Salto vom Dreimeterbrett macht, holt er sich so viel Input für sein Gleichgewichtsorgan, dass es ihn für ein paar Momente zufrieden stellt. Er wird dies immer wieder machen, um sein Labyrinth zu stimulieren. Achterbahn im Schwimmbad. Es ist bekannt, dass Lernschwierigkeiten mit persistierenden frühkindlichen Reflexen korrelieren. Aber wenn Reflexe, die eigentlich beim Säugling lebensnotwendig sind und später nicht mehr vorhanden sein sollten, noch nachweisbar sind, wie passt das mit sportlichen Höchstleistungen zusammen? Wenn Kinder einen Asymmetrischen tonischen Nackenreflex vorweisen, haben sie häufig Schwierigkeiten mit der Mittellinie. Beim ATNR verändern sich die Spannungsverhältnisse im Körper, sobald der Kopf über die Mittellinie gedreht wird. Die Gesichtsseite geht in Streckung während die Hinterhauptsseite einen Beugetonus erlangt. Das heisst, wenn die Kinder lesen und die Augen die Mittellinie überkreuzen, verlieren sie die Linie oder sie machen Buchstabendreher und haben somit Rechtschreibschwierigkeiten. Spielen sie aber Basketball, hilft der ATNR ihnen beim Korbleger und sie nutzen den Reflex für einen präzisen Wurf. Mit einem Symmetrisch Tonischen Nackenreflex lässt es sich nicht gut sitzen. Da wollen der Ober- und der Unterkörper nicht so ganz das Gleiche. Neigen die Kids den Kopf nach vorne, wissen sie nicht mehr wohin mit ihren Beinen, die in Streckung wollen. Die Verbindung zwischen Ober- und Unterkörper ist nicht ausreichend koordiniert und abgestimmt. Häufig haben diese Kinder Schwierigkeiten mit der Akkommodation der Augen zwischen nah und fern. Die Kinder sind so gestresst und beschäftigt eine gute Sitzposition zu finden, dass konzentriertes Lernen unmöglich ist. Beim Fußballspielen, spielt der STNR aber keine grössere Rolle. Da darf im Gegenteil der Kopf runter schauen auf den Ball und die Beine in Streckung agieren. Wenn die Arme dabei am Körper bleiben, umso besser, dann pfeift er Schiedsrichter schon nicht Hand!
Ein grosses Thema bei den kindlichen Reflexen ist der MORO-Reflex. Er löst Stress-Reaktionen aus mit Ausschüttung von Adrenalin, die in den ersten Wochen der Säuglinge das Überleben sichern. Wird dieser Reflex nicht integriert, können sich die Betroffenen in der Schule nicht konzentrieren. Sie sind im permanenten „fight or flight“ Modus und empfinden alles um sie herum als potentiell bedrohlich. Entspanntes Lernen ist kaum möglich. Im Sport ist ein hoher Adrenalinspiegel mit Tendenzen zu aggressivem Verhalten Zeichen von Kampfgeist. Die Kinder werden gelobt für ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Eigenschaft „dort reinzugehen wo es weh macht“. In der Schule heisst dies Impulsstörung. Wir sehen, es kommt immer auf die Perspektive an und jeder hat seine eigene Wahrheit. Zurück zu dem Jungen im Schwimmbad. Fragen wir ihn, ob er ganz langsam auf einer Linie geht oder mit geschlossenen Augen in Schrittstellung steht, kann man häufig die Defizite erkennen. Schauen wir ob das Mädchen mit den Armen rückwärts kreisen kann, während sie nach vorne läuft oder abwechselnd im Passgang und im Kreuzgang, merken wir, dass es mit der Koordination vielleicht gar nicht so weit her ist. Fraglich ist, wie weit diese Kinder in der sportlichen Karriereleiter tatsächlich kommen. Sind die sportlichen Fähigkeiten nur aufgesetzt oder ist das Kind gut ausbalanciert und koordiniert und taugt somit tatsächlich zum Spitzensport. Fördern kann man die Kinder mit Entschleunigung und Anregung des Gleichgewichtssinnes. Inzwischen ist es auch bis in die Jugendabteilungen der Vereine gedrungen, dass die Kinder polysportiv gefordert werden sollten und damit im spezifischen profitieren. Übungen aus der bilateralen Integration oder dem life kinetik, die eine Koordination zwischen rechts und links, oben und unten, Orientierung im Raum und die Integration aller Sinne fördern, sollten wesentlicher Bestandteil eines Jugendtrainings oder Förderprogrammes der Lehrer sein. Lehrer, die das Rechnen, Lesen und Schreiben nur auf dem Blatt zweidimensional lehren, sollten inzwischen ein Relikt der Vergangenheit sein. Sportler, die nicht ständig mit den Halte- und Stellreflexen kämpfen müssen und viel Energie darauf verwenden, sich im Raum zu orientieren, vergeuden somit nicht wertvolle Kapazitäten. Die gut ausbalancierten haben mehr Ressourcen frei, sich auf Taktik und Technik zu konzentrieren. Führen die Lernschwierigkeiten zu einem Leidensdruck oder steht sich das Kind selbst im Weg, ist die pädagogische Trickkiste völlig ausgeschöpft worden oder fällt der Sportler ständig über seine eigenen Füsse, lohnt sich eventuell ein Gang zum Therapeuten. Hier kann individuell ein Übungsprogramm für das Kind zusammengestellt werden. Gelingt es das Gleichgewicht, die Körper- und Raumwahrnehmung und die Augenmotorik optimal zu regulieren, wird aus dem Jungen nicht nur ein Held im Schwimmbad, sondern vielleicht auch ein Mathegenie oder Astronaut und das Mädchen kann nicht nur einen guten Korbleger, sondern wird vielleicht eine investigative Journalistin oder Schriftstellerin. Weitere Informationen unter www.inpp.ch, |
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AutorJUDITH HÖFERLIN Archiv
August 2021
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